Kleine persönliche Bandgeschichte von und mit Such A Surge – Teil I

Teil I einer Serie zur Band Such A Surge und mir.

Under Pressure (1995, alle Alben bis auf Alpha bei Epic Records):

I’m Real, Under Pressure, Gegen den Strom, Schatten. Dies sind Songtitel des ersten Albums von Such A Surge. Ich will Euch die Musik der Braunschweiger Band und ihre Bedeutung für mich vorstellen und hoffe, ihr findet irgendwo noch eine alte CD/Platte, oder sucht mal in den Weiten des Netzes nach Liedern, Videos, etc., um Kennenzulernen oder Neuzuentdecken.

Was ihr hört, ist orginal, keine Kopie oder Phantasie,
kein Produkt der Industrie, WIR führen die Regie!
[…]
In der Masse kann man nicht mehr sehn,
was für ein kleiner Wicht du wirklich bist.
Deswegen bin ich lieber Anarchist.
Meine Eigenständigkeit, Individualität,
was ich bin, was ich fühle ist Realität!

I’m Real!

Als diese ersten Zeilen 1995 in Schweden auf meine Ohren trafen, war ich fasziniert und angestochen. Mit zwölf Jahren war ich in der Phase der musikalischen Emanzipation vom Rock’n’Roll und Jazz meiner Eltern oder den Dudeleien des Radios. Der frühpubertierende Rebell hörte zu, nahm auf und vergaß nie mehr. Die Worte, reingestampft mit einem krachenden Bass und einem mit aller Wut bearbeiteten Schlagzeug, blieben haften und auch heute habe ich in vielen Lebenslagen Surge-Texte im Kopf, die wieder und wieder raus wollen. Keine andere Band hat mich so extrem beeinflusst. Diese aggressiven, direkt ins Gesicht geschleuderten Anklagen gegen die Gesellschaft, den Lebensstil, den geistigen Stillstand trafen auf fruchtbaren Boden und so blieb ich Such A Surge immer treu, war auf fast jeder Tour und dem Abschiedstour-Konzert in Bielefeld, Ringlokschuppen. Eine Hölle!

Was hat Such A Surge mir und anderen gegeben, dass wir völlig enthemmt auf den Konzerten Texte wie diese mitschrien?

Steh’ ein für deine Freiheit, sei ein Individualist
und kein Egoist, was zählt, ist was zu ändern ist!

Gegen den Strom.

oder

Ich will fliegen wie ein Vogel, GEGEN DEN WIND.
Ich will schreien bis ihr mich hört, WIE EIN BÖSES KIND.
Ich hab es satt mit anzusehn, was ihr da oben macht.
Lügen (Lügen) VERLEIHEN EUCH DIE MACHT. 

Schatten.

Ich glaube, dass es, was mich betrifft, die Mischung aus Zeit und Zeitgeist war. Such A Surge trafen mit ihrer Art der Musik und ihren Texten einen Nerv.

Agoraphobic Notes (1996)

Was ja was nimmst du dir raus zu glauben zu wissen wer ich bin, ob ich in deinem Spiel viel verlier oder gewinn, am Anfang oder Ende bin, hä? Ob was ich sage falsch oder richtig ist, ob was ich frage egal oder wichtig ist, ob mein Leben überhaupt einen Sinn macht… überhaupt einen Sinn macht… Ob mein Leben überhaupt einen Sinn macht…

Sieh mich an Mann, sag mir was du siehst,
bin ich ein offenes Buch, sag mir was du liest
[…]
Ihr könnt mich biegen,
ihr könnt versuchen, mich zu brechen.
Ihr könnt mir alles nehmen,
doch eins kann ich Euch versprechen:
Niemals, niemals passe ich in Eure Form,
Eure Norm und bleibe der Dorn in Euren Augen!

Intro / Ideale

So beginnt das zweite Album von SAS, im Grunde der Höhepunkt der Frust-Periode der Männer um Michel Begeame und Oli Schneider. Ich erinnere mich an diese Momente in der Börse in Wuppertal. Mein erstes richtiges Konzert und aufgekratzt wie ich war, fühlte ich jeden Moment so intensiv wie selten zuvor. Das Intro lief in völliger Dunkelheit, dann kam die Band und prügelte einem die ersten Zeilen von „Ideale“ vor die Fassade! Man wurde mitgerissen und ich konnte mich dieser brachialen Ausdrucksgewalt nicht mehr entziehen. Agoraphobic Notes thematisierte jedoch auch schon Zweifel am Dasein, Ängste („Agoraphobia“) und zerbrochene Beziehungen („Ich sehe dich“). Dazu kam ein gewisser Stilwechsel: teilweise war der Hip-Hop-Anteil deutlich gewichtiger als harte Gitarren.

Auf diesem Album warf SAS eine Frage auf, die mich immer wieder anspringt, besonders wenn man versucht, die „große Meinungsmache“ zu verstehen, deren Ziel wir permanent sind:

Wer ist schon normal von uns?
Was soll normal bedeuten ?
Der Psychopath therapiert den Psychotherapeuten!

Mein Freund

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3 Responses to Kleine persönliche Bandgeschichte von und mit Such A Surge – Teil I

  1. Pingback: Frohe Kunde » Flos WeltenBilder

  2. Great! Thanks for the share!
    Arron

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